DIE ANFÄNGE DER KNÜPFKUNST IN BILDERN - UM 1934

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1934 -
Ornamentzeichnen im Nachmittagsunterricht an der Schule
Bi de Wull
in'n trauten Verein -
Berta und Erdmann Tabel
Ein Lubminer Preisträger verbessert.
Heinz Menzlin und Lehrer Leier
„Wie muss ich es machen?“ - Gerda John und Heinz Schwalm
R. Stundl (re.),
der Begründer
der Teppichknüpferkunst

„Perser von der Ostsee“ werden diese Textilien wegen ihrer guten Qualität und der hohen Strapazierfähigkeit genannt. Ihr Begründer Rudolf Stundl (1897-1990) hat die Teppichknüpferei in den Jahren der Weltwirtschaftskrise als Nebenerwerbsmöglichkeit für verarmte Fischer eingeführt. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus ein für diese Region einmaliges Handwerk. Die als Idyll und in harmonischer Ursprünglichkeit erlebte Küstenlandschaft Vorpommerns wurde für Stundl und viele Knüpfer zur Quelle auf der Suche nach Mustern. Fische, Wellen, Anker, Möwen, Seesterne, Stranddiestel u.a. – die Ornamente machten die Freester Teppiche unverwechselbar.

In der Motivik dominiert der Fisch. Einzeln, zu zweit, als einköpfiger Dreifisch oder zu viert bestimmt er oft die geometrische Ordnung des Teppichspiegels bzw. der Kanten. Zum Fisch gesellte sich im Laufe der Zeit eine abwechslungsreiche Wellenornamentik. Anker werden zu Rosetten in unterschiedlicher Zusammenstellung. Möwen und Schwäne, an unserer Küste beheimatet, sind oft als abstrahierte Gebilde zu Teppichmustern gestaltet. Weitere charakterische Gruppen bilden Waldornamente, der Vogel Greif und die Kogge. Die phantasievollen Textielien vermitteln ein Stück abenteuerlicher und schwerer Vergangenheit der Bewohner dieses Landstrichs. Wenn sich auch heute –über 60 Jahre nach der Begründung der Freester Knüpfkunst – das Leben an Vorpommerns Küste gewandelt hat, so ist in einigen Orten die alte Tradition erhalten geblieben.

Gisela Zeidler gehört zu den wenigen erfahrenen Knüpferinnen, die dieses Kunstwerk fortführen.Seit 25 Jahren knüpft sie nach mittlerweile  traditionell gewordenen Motiven: Zweifisch mit Anker, Fische und Wellen, Vierfische mit Ankerrosette, einköpfiger Dreifisch, Seerose mit Aalmotiv, sowie Variationen des Kormorans und des Vogel Greif. Besonders originell ist das Lubminer Stranddiestelornament. Es ist eine dekorativ gestaltete Pflanze, deren Blätter stark verzweigt und geometrisch wirken.

Die Komposition der Muster und die Auswahl der Farben nimmt Gisela Zeidler gesondert für jedes Textil vor. Die Schafwolle wird mit Naturstoffen eingefärbt. Tee, Kaffee u. a. Jedes Farbergebnis ist individuell, je nach Dauer und Häufigkeit der Färbungen. Nach diesen Vorbereitungsarbeiten beginnt das eigentliche Knüpfen auf dem Hochwebstuhl. Mit einem etwa 3 Zentimeter langen Faden wird eine gespannte Schnur mit der anderen durch Knoten verbunden; ca. 60000 Knoten kommen auf einen Quadratmeter. Kreativität, handwerkliches Können und viel Zeit sind notwendig, bevor ein Knüpfteppich in seiner ganzen Schönheit vorliegt.

Dr. Birgit Dahlenburg